Zu Fuss
Liebe Freunde und Freundinnen von OpenSquare
Zu Fuss zum Markt, zur Post, zur Schule, zum Arbeiten, zum Supermarkt, zum Schuhmacher, zur Apotheke, ins Café oder Restaurant. Dorfidylle oder Luxus für Wohlhabende, die sich das Wohnen in der Stadt noch leisten können? Vision, Utopie? Nein: unsere Zukunft. Für alle.
Die Gemeinde, die Stadt der kurzen Wege. Das ist in aller Munde. Viel beschrieben, gelobt und verteufelt bis hin zu Verschwörungstheorien. Das Ganze sei ein heimtückischer Plan Menschen einzusperren, sie in ihrer Mobilität einzuschränken. Dabei geht es um Lebensqualität. Nachhaltige Lebensqualität.
Wir können und wollen uns die Funktionstrennungen nicht mehr leisten.
“Rund ein Drittel des Verkehrs in den Schweizer Städten wird durch homogene Wohn- und Arbeitsgebiete erzeugt, die über zu wenig Versorgungs- und Freizeitangebote verfügen. Der motorisierte Individualverkehr kann reduziert werden, wenn alltägliche Aktivitäten wie Wohnen, Arbeiten, Alltagsversorgung, Bildung, soziale Treffpunkte und Freizeit in einem Quartier innerhalb Fuss- und Velodistanz liegen und attraktive Fussgängerverbindungen und Velowege vorhanden sind.”
So nachzulesen im aktuellen Buch “Städtebau beginnt an der Strasse”.
Das heisst Nutzungsdichte und kompakte Städte, in denen bis in die Stadtmitte gewohnt wird. Wohnen auch an der „Bahnhofstrasse“. Die Stadt Brüssel kauft aktuell Büros von der EU an, um sie in Wohnungen umzubauen und das Europaquartier auch ausserhalb der Bürozeiten zu beleben.
In historisch gewachsenen Städten wurde vor Einführung von Bau- und Zonenordnungen viel dichter und kompakter gebaut. Es entstanden Strassen und Plätze als Zentren sozialer und wirtschaftlicher Aktivität mit Geschäften auf Platzniveau und darüber Wohnungen. In der Schweiz ist betreffend städtischer Dichte im Vergleich mit europäischen Städten und Gemeinden noch viel möglich. Umnutzen, Aneinander Bauen, Aufstocken und Neubauen an gut erschlossenen Lagen, an zentralen Standorten, konsequent auf den öffentlichen Verkehr ausgerichtet. Wohnraum dort schaffen, wo ein zusätzliches Einwohnerwachstum positive Effekte auf die Attraktivität der Nachbarschaft hat – nicht nur in den grossen Zentren, auch in kleineren Städten und Gemeinden, auch in der Agglomeration.
Wie soll die Schweiz der Zukunft aussehen? Noch grössere Städte, noch teurere Wohnungen, noch mehr ausfransende Agglomerationen und noch mehr Verkehr? Nein, meint auch der Verein Urbanistica. Seine Vision ist eine Schweiz, in der die weitere Entwicklung vor allem in den mittleren Städten stattfindet.
Verdichtung verbunden mit Dezentralisierung stärkt auch die Zentren der Stadt, die Altstädte, die Dorfmitten. Nicht touristisches Disneyland im Inneren und Wohnen am Rand in zersiedelten Schlafquartieren, sondern kompakte Orte mit Nutzungsdichte und radikaler Durchmischung. Mutigere und flexiblere Bau- und Zonenpläne, eine aktive Bodenpolitik, ein Lärmschutz an der Quelle und ein etwas tieferer Wohnflächenverbrauch pro Person erweitern die Spielräume eines nachhaltigen, qualitätsvollen Städtebaus mit bezahlbaren Wohnungen für alle.
Und: Die Stadt der kurzen Wege als Chance für urbane Räume, auch in der Agglomeration. Das dichte Nebeneinander von Nutzungen, die Überlagerung von Funktionen, die maximale Durchmischung und Koexistenz verkürzen die Wege in der Stadt und machen sie attraktiver, nachhaltiger. Auf der Strasse wird mit reduziertem Verkehr flaniert, gespielt, eingekauft und die baumbestandenen städtischen Räume werden zum Ort des Verweilens.
Die Strasse als erlebbarer öffentlicher Raum.
Wir bleiben dran.
mit herzlichsten Grüssen
Gundula Zach
OpenSquare