Öffentlicher Raum ist so viel mehr als Kaffeetrinken in der Sonne.
Liebe Freundinnen und Freunde von OpenSquare
Der öffentliche Raum bewegt derzeit in vielfacher Hinsicht. Er ist Inhalt unterschiedlichster Testplanungen, politischer Initiativen und Vorstösse. Die Volksinitiative «GO BASEL GO!» zum Beispiel will für mehr Lebensqualität auf den Plätzen der Basler Innenstadt das Tram aus der Innenstadt verbannen. Die Stadt Zürich entwickelte mit vielen Planungspartnern ein Zukunftsbild «Stadtraum Hauptbahnhof 2050» für die Rückgewinnung dieses zentralen öffentlichen Raums in der Stadt. Und überall stimmen Gemeinden über Tempo 30 zugunsten des öffentlichen Raums ab. Um dies zu verhindern, zielt die Mobilitätsinitative der SVP im Kanton Zürich darauf ab, im Strassengesetz neu die ausschliessliche Zuständigkeit des Kantons für Geschwindigkeitsanordnungen auf Staatsstrassen und Strassen mit überkommunaler Bedeutung rechtlich festzuschreiben. Für sie sind Strassen für Autos da. Und auf Strassen gilt Tempo 50. Und das soll so bleiben. Der Bundesrat sieht das ähnlich. Ein fundamentaler Schlag gegen die Gemeindeautonomie (s. Newsletter 17.08.2025) und gegen die Lebensqualität.
Der Verteilkampf über die Nutzung des öffentlichen Raums und die Befehlsgewalt über ihn ist im vollen Gange. Dabei wissen die Gemeinden und Städte am besten, was bei ihnen das Richtige ist. Denn ist es so offensichtlich: Auf den Strassen und Plätzen findet das Leben statt. Unser tägliches Leben. Hier treffen wir Nachbarn und Fremde, hier finden wir Ärger und Freude, hier begegnen wir der Vielfalt unserer Gesellschaft, unserer Demokratie. Als Ausdruck dieses Lebensgefühls werben häufig auf bunten Bildern zur Illustration der Initiativen und Planungen glücklich wirkende Menschen in Strassencafés in der der Sonne sitzend für die Visionen der aufgewerteten Dorfzentren, Stadtmitten und Quartiere. Öffentlicher Raum ist jedoch so viel mehr als Kaffeetrinken in der Sonne. Öffentlicher Raum kennt keine Konsumpflicht. Öffentlicher Raum ist für alle und nicht nur für eine kaufkräftige Blase. Im öffentlichen Raum halten wir uns auf. Wir spazieren, rennen, flanieren, bleiben stehen, sitzen. Alles kostenlos.
Die besten Plätze sind die, die Sitzgelegenheiten unter Bäumen anbieten: Bänke, Stühle, Mauern, Stufen. Und auch Strassen werden durch Bänke aufgewertet: Eine kleine Rast mit den Einkäufen, ein stilles Beobachten des Lebens rundherum, ein kurzer Austausch mit der Sitznachbarin. Dies ist eine wunderbare Erfahrung in den dichten, kompakten Städten Spaniens. Davon können wir lernen: Niederschwellige Angebote für unkomplizierten spontanen Aufenthalt – und das Bild der Strasse und ihre Wahrnehmung verändern sich.
Die Strasse wird zum Ort.
Wir müssen aktiv werden: Kämpfen wir alle in unseren Gemeinden und Städten für den öffentlichen Raum, für unseren Raum des alltäglichen Lebens. Und sagen deshalb ganz aktuell an der Abstimmung im Kanton Zürich am 30.11.2025 «Nein» zum Strassengesetz.
go-basel-go.ch
strassengesetznein.ch
Weissbuch «Stadtraum Hauptbahnhof 2050»
Gundula Zach
OpenSquare
